6. November 2011 - Chorprojekt „Lob Gottes“
Lob Gottes, Gott zu loben, kann das ein Projekt sein, und dazu noch am 6. November, am drittletzten Sonntag im Kirchenjahr? Das ist die Zeit, in der sich die Themen der Gottesdienste dem Tod und der Ewigkeit zuwenden.
Aber es war ein strahlender Novembersonntag, die Sonne schien durch die bunten Glasfenster ins Kirchenschiff, das sich stetig mit Gottesdienstbesuchern füllte. 17 Konfis hatten ihre Kerzen angezündet, 17 Chorsängerinnen und Chorsänger hatten sich eingesungen. Die Glocken läuteten, bis es von oben herab von der Orgel erklang: „Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’“.
Hier in der Kirche kann man das glauben. Es ist wie eine andere schönere Welt.
Während Prädikant und Kirchenvorsteher Geert Ernst in den Gottesdienst einführte, nahm die Organistin und Chorleiterin Bärbel Arnold- Ernst im Chorraum an der kleineren Truhenorgel Platz, und der Chor stellte sich auf, um mit dem Bachchoral zu beginnen: „Wach auf, mein Herz, und singe dem Schöpfer aller Dinge“. Dieser vierstimmige Gesang füllte die Kirche und erfüllte die Herzen. Und dann durfte die Gemeinde mitsingen: „Lobet und preistet ihr Völker den Herrn“, den dreistimmigen Kanon.
„Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’“, antwortete die Gemeinde auch auf das Gnadenwort.
Als Lesung las Pfarrer Biedert aus dem Kolosserbrief: Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen… mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern… Wer unter der 806.1 an der Liedertafel nachschlug, fand das Glaubensbekenntnis mit den Erklärungen von Martin Luther. Und diese Worte zum 1. Artikel sprach die Gemeinde: Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen… Und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit…: für all das ich ihm zu danken und zu loben … schuldig bin.
Und weiter konnte die Gemeinde bekennen: Sollt ich meinem Gott nicht singen? Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit.
Pfarrer Wechterstein nahm als Predigtwort das, was der Chor gleich singen wollte: Worte aus dem 66. Psalm, vertont von Johann Sebastian Bach. Auch dies passte nahtlos zu all dem Lob und Dank, was in den Liedern, Lesungen und Gebeten angeklungen war. Es passte zu der freundlichen Herbstsonne und ihrem Licht, das den Kirchenraum so warm erleuchtete. Aber in der Kirche saßen auch Menschen, die Schweres erlebt und durchgemacht hatten und Schweres durchmachten. Sicher war es schön für sie, dass ihre Gedanken in diese freundliche Richtung gelenkt wurden. Aber passt diese Richtung zu der ganzen Wirklichkeit unseres Menschseins. Wird hier nicht nur die helle Seite besungen?
Pfarrer Wechterstein zitierte Worte aus dem 66. Psalm, die nicht vertont waren und so ganz anders klangen: du hast uns in den Turm (ins Gefängnis) werfen lassen, du hast auf unsern Rücken eine Last gelegt, du hast Menschen über unser Haupt kommen lassen, wir sind in Feuer und Wasser geraten. Wohl dem, der aus solchen Prüfungen herauskommt. Aber brauchen wir Prüfungen? Unsere Zeit neigt dazu, Gott zu prüfen und sich selber dabei maßlos zu überschätzen. Die vielen technischen Möglichkeiten verführen die Menschen auf unserm Teil der Erde dazu. Und dennoch müssen in anderen Teilen große Teile der Menschheit beten: Unser täglich Brot gib uns heute. Denen unter uns, die trotzdem Angst haben und jammern, hielt Pfarrer Wechterstein Martin Luthers Erklärung zu dieser Bitte vor Augen:
Was heißt denn tägliches Brot?
Alles was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherrn, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.
Da kann jeder viel finden, was ihn betrifft. Dem fügte Pfarrer Wechterstein aber eines hinzu: Glauben. Die Gnade, glauben zu können.
Und jetzt war es an dem Chor von Herzen zu Jauchzen! Laut und kräftig klang es aus allen Stimmen: Jauchzet Gott, alle Lande. Und nicht nur das Jauchzet erklang, sondern sehr deutlich das Ziel: Gott - mit zwei TT. Leise, so hatte die Dirigentin den Chor unterwiesen, klang die Passage: Lob sei Gott, der meine Bitten und mein Flehen hat erhört. Aber dann ging es wieder zum Jauchzen über. Und Singt zur Ehre seines Namen. Darum ging es, und nicht um den Auftritt vor Publikum, sondern um das Lob Gottes. Aber als dann der Chor mit der Gemeinde vierstimmig den Kanon sang Danket, danket, dem Herrn, denn er ist sehr freundlich, da war es auch ein Dank dafür, dass dieses Lob Gottes so wohlgeraten war.
Im Fürbittgebet wurde aller Völker gedacht, damit überall solch ein Lob erschalle; aber gedacht wurde auch eines freundlichen Königstädter aus dem Inselhof, den Gott zu sich genommen hat.
Als der Chor das Großer Gott, wir loben dich sang, so hatte dieses Lob durch diesen Gottesdienst seinen ganz besonderen Sinn bekommen. Und die Gemeinde konnte mit einstimmen: Alle Tage wollen wir dich und deinen Namen preisen und zu allen Zeiten dir Ehre, Lob und Dank erweisen.
Den Sängern dieses Projekts wird es noch lange im Ohr klingen und der so abstrakte Begriff Chorprojekt hat sich mit Sinn und Klang erfüllt:
Jauchzet Gott, alle Lande, singet zur Ehre seines Namens!